Rebsorte
Chardonnay
Die weisse Chardonnay ist ein Star unter den Rebsorten. Sie findet auf allen Böden und in allen Klimazonen den richtigen Ton. Das macht sie unglaublich populär und ist denn auch den Weinbergen sämtlicher Kontinente anzutreffen.

Der «chardonnet» wird erstmals 1685 in den Geschichtsbüchern erwähnt.
Da sie nicht nur wundervolle Spitzenweine, sondern auch extremes Mittelmass liefern kann, galt unter Weinkennern zu Ende des 20. Jahrhunderts, als eine wahre Flutwelle mittelprächtiger Chardonnays über den Weinmarkt schwappte, die Devise: «anything but Chardonnay». In Bars wurde ein Glas «ABC» bestellt, also alles, nur keinen Chardonnay. Doch mit dem Verzicht auf Chardonnay täte man sich selbst keinen Gefallen, würde man so doch etwa die wahrhaft bedeutenden weissen Gewächse aus dem Burgund oder die Blanc de Blancs aus der Champagne verpassen. Heute macht das Mittelmass vielerorts anspruchsvollen Charakterweinen Platz – mit und ohne Holz ausgebaut.
Die historische Heimat der Chardonnay-Traube ist die französische Region Saône-et-Loire, zwischen Burgund und Champagne. Im Burgund trägt gar eine kleine Gemeinde den Namen Chardonnay. Unter dem Namen Beaunois wurde die Sorte 1583 erstmals erwähnt, im Jahr 1685 findet sich ein erster schriftlicher Hinweis auf «chardonnet». Heute weiss man, dass die bisweilen mit Pinot Blanc verwechselte Varietät eine natürliche Kreuzung zwischen Pinot und weissem Heunisch (Gouais Blanc) ist.

Im Rebberg zeigt sich die Chardonnay angenehm unkompliziert und garantiert einen regelmässigen Ertrag. Sie treibt ziemlich früh aus und ist daher anfällig auf Spätfröste im Frühling. Sie reift mittelspät, produziert reichlich Alkohol, eine gut präsente Säure und kleine, dicht wachsende bernsteinfarbene Trauben mit dünnen Häuten, die empfindlich auf Fäulnis reagieren. Aromatisch sind die Trauben von vielschichtiger, exotischer Natur und spiegeln gleichzeitig aufs schönste das Terroir, auf dem sie gedeihen wider. Am wohlsten fühlt sich Chardonnay auf kalkreichen Böden, so wie sie in ihrer engeren Heimat, dem Burgund, zu finden sind.
Die berühmtesten Chardonnayweine stammen denn auch von den grossen Lagen der Côte d’Or (Corton-Charlemagne, Meursault, Puligny-Montrachet, Chassagne-Montrachet) und aus dem nördlicher gelegenen Chablis, wo auf Juramuschelkalkböden sehr gradlinige Weine von herrlicher Rasse entstehen. In der Champagne, wo er 30 % des Rebbestands ausmacht, bildet der Chardonnay reinsortig (als Blanc de Blancs) oder zusammen mit Pinot Noir und Pinot Meunier die Basis für grosse Champagner.
In wärmeren Klimazonen bringt Chardonnay teilweise wahre Wuchtbrummer hervor, die meistens in Barriques ausgebaut werden und mit ihrer barocken Üppigkeit und ihrer exotischen Aromatik ebenfalls glühende Anhänger finden.