Rebsorte
Die Merlot
Der Merlot: pur vinifiziert, ergibt Weine von grosser Klasse.
Die rote Rebsorte Merlot steht zwar bisweilen ein bisschen im Schatten ihrer Halbschwester Cabernet Sauvignon, belegt aber weltweit mit 266 000 ha den vierten Platz im Who is Who der Rebsorten. Ihre Heimat ist die Gironde im Bordelais, wo sie auch 1783 erstmals schriftlich erwähnt wurde.

Der Name Merlot geht wahrscheinlich auf die «merles» (die Amseln) zurück, die sich zum Ärger der Winzer gern an den süssen, reifen Merlotbeeren gütlich tun.
Die Merlotrebe ist wuchskräftig und treibt früh aus, weshalb sie frostgefährdet ist. Ihr Ertrag muss streng gezügelt werden, wenn man Qualität produzieren will. Sie bringt lockere, saftige, sehr süsse, fruchtige Trauben von mittlerer Grösse hervor und reift in Bordeaux stets als erste Sorte. Sie bevorzugt kühlere Böden, die im Sommer genügend Wasser speichern können. Aus Merlot gekelterte Weine sind von tiefdunklem Rot, duften intensiv nach roten und schwarzen Beeren und präsentieren sich im Gaumen rund, von schöner Fülle, mit stabilen, aber weichen Tanninen. Da sie sehr leicht zugänglich sind, erfreuen sie sich heute weltweit grösster Popularität. Assemblagen verleiht die Merlot Frucht und geschmeidige Fülle.

Vallo aerea, Ticino, Schweiz
Leicht zugänglich, erfreuen sich heute aus Merlot gekelterte Weine weltweit grösster Popularität.
Am häufigsten angebaut wird Merlot nach wie vor in Frankreich. Im Bordelais wird sie in den meisten Regionen von Cabernet übertrumpft, nur in Pomerol, Saint-Emilion und Fronsac spielt sie unangefochten die erste Geige. Auch im Nordosten Italiens, wo sie seit dem 19. Jahrhundert heimisch ist, kann sie bemerkenswerte Weine hervorbringen, ebenso wie in Übersee, etwa in Kalifornien.
Einen grossen Auftritt hat die Sorte Merlot in der Schweiz. Im Tessin ist sie seit mehr als hundert Jahren quasi die Alleinherrscherin. Nach der Reblauskatastrophe eingeführt und 1906 erstmals zu Wein vinifiziert, eroberte sie bis Mitte des 20. Jahrhunderts die Rebberge des Tessins. Heute belegt sie mit 873 ha rund 80 Prozent der Tessiner Rebfläche. 20 bis 25 Prozent der geernteten Merlottrauben werden weiss abgepresst und zu Merlot Bianco verarbeitet, der Rest ergibt grossartige, langlebige Gewächse nach Bordelaiser Vorbild. Auch in anderen Gegenden der Schweiz erfreut sich die Merlottraube zunehmender Beliebtheit, insgesamt sind 1 177 Hektar mit dieser Sorte bestockt. Nicht zuletzt die Waadtländer machen zunehmend mit Spitzenmerlots auf sich aufmerksam.