Rebsorte
Pinot Noir

Pinot Noir produziert Weine von Komplexität und Finesse, die nirgendwo anders zu finden sind.
Trotz jahrelanger Bemühungen der Forscher konnte die genaue Herkunft der Pinot Noir bis heute nicht geklärt werden. Sie ist eng verwandt mit der Wildrebe Vitis silvestris und hat zusammen mit der weissen Sorte Heunisch (alias Gouais Blanc) illustre Kinder hervorgebracht, darunter Aligoté, Chardonnay und Gamay. Mit grösster Wahrscheinlichkeit stand ihre Wiege im nördlichen Frankreich. Erstmals erwähnt wurde sie 1375 im Burgund. Kaum irgendwo sonst entfaltet die Pinot Noir eine derartige Komplexität und Finesse wie in der burgundischen Côte d’Or.
Im grossen Holzfuder oder im Stahltank ausgebaut, kann Pinot Noir unkomplizierte, fruchtige Rotweine ergeben, die betörend nach Himbeeren, Erdbeeren und Veilchen duften. In Barriques verfeinert, bringt die Pinot Noir auch in der Schweiz grossartige Gewächse von unglaublichem Tiefgang hervor.
Die Pinot Noir – im Rebberg erst ab dem Farbumschlag der Trauben von Pinot Blanc und Pinot Gris zu unterscheiden –treibt früh aus, ist von mässiger Wuchskraft und reift auch relativ früh. Sie reagiert sehr empfindlich auf Fäulnis. Ihre Beerenhäute besitzen wenig Farbstoff, deshalb eignet sie sich auch für die Produktion von Weisswein wie Weissherbst, Federweiss, Blanc de Noir, und Rosé – in der Schweiz etwa als Œil-de-Perdrix, eine Spezialität aus Neuenburg. Pinot Noir verlangt nach einem massvoll kühlen Klima und nach durchlässigen Kalkböden. In einem zu warmen Klima kann sie ihre Klasse nicht entfalten. Mit zunehmender Reife bezaubern Spitzenpinots mit herbstlich anmutenden, würzigen Anklängen und einer seltenen Eleganz.

Weinberg im Frühling, Neuchâtelsee, Switzerland
Im Burgund spielt sie ihre grösste Qualität aus, denn nur wenige Sorten spiegeln so perfekt den Charakter des Terroirs, auf dem sie gewachsen sind. Kein Wunder, findet man im Burgund niemals den Sortennamen auf dem Etikett. Dafür die Bezeichnungen der sogenannten «climats», die Kenner zum Träumen bringen: Pommard, Corton, Chambertin…
Pinot Noir spielt auch in der Champagne eine wichtige Rolle. Hier wird sie weiss abgepresst zusammen mit Pinot Meunier und Chardonnay für die Produktion grosser Champagner verwendet, denen sie Struktur und Langlebigkeit verleiht. In der Schweiz ist die Pinot Noir, ausser im Tessin, in allen Anbauregionen die rote Hauptsorte und belegt mit 3 986 Hektar 27 Prozent der gesamten Schweizer Anbaufläche. Im Hinterland von Morges (Waadt) gedeiht gar eine eigene alte Pinot-Varietät namens Servagnin, die 1420 von Herzogin Marie de Bourgogne eingeführt worden sein soll. Die besten Pinots der Neuen Welt kommen aus Oregon (USA) oder von der Südinsel Neuseelands.