Beaujolais
Beaujolais: eine Entdeckung wert

Im Beaujolais gedeiht die Sorte Gamay noir à jus blanc auf 98 Prozent der knapp 22'000 ha Rebfläche.
So erstritten sich die Winzer des Beaujolais 1951 eine Ausnahmegenehmigung vom französischen Weinrecht. Diese erlaubte es den grossen Kelterbetrieben, ihren neuen Wein ab dem 15. Dezember des Erntejahres in den Handel zu bringen. Diese Regelung galt für die folgenden 15 Jahre. 1967 wurde das Erstverkaufsdatum auf den 15. November gelegt und 1985 wurde der dritte Donnerstag im November als fixes Datum für den Verkaufsbeginn des Beaujolais Nouveau festgelegt. Bis im Jahr 2002 stieg der Anteil der Primeurweine auf über 50 Prozent der Gesamtproduktion. Heute in der Schweiz kaum noch nachgefragt, wird die Ankunft des Beaujolais Nouveau in Asien weiter frenetisch gefeiert.
Mit dem Jahrgang 2003 begann ein Umdenken. Die Winzer keltern kräftigere und konzentriertere Weine, die sie Stolz als Gutsabfüllungen auf den Markt brachten. In kleinen Schritten finden Beaujolais-Crus ihren Weg zurück auf die Weinkarten. Dabei spielt ihnen die neue Lust der Konsumenten auf frische, fruchtige Weine als Gegensatz zu konzentrierten, in Barriques ausgebauten Gewächsen, in die Hand.

Im Hinterland von Puligny-Montrachet, einer prestigeträchtigen Appellation in der Côte de Beaune, gibt es ein Dorf, das den Namen einer wichtigen Rebsorte trägt: Gamay. Entstanden aus einer natürlichen Kreuzung von Pinot Noir und Gouais Blanc (Heunisch/Gwäss) war Gamay die zweite rote Sorte im Burgund. Schmecken mochte der daraus gekelterte Wein Herzog Philipp dem Kühnen von Burgund (1363 bis 1404) nicht wirklich. Deshalb verbannte er die Sorte Gamay 1395 in den Süden von Mâcon, ins Beaujolais. Gar keine schlechte Idee. Denn auf den Granitböden der Cru-Lagen läuft Gamay zur Hochform auf. Fruchtig-elegante und trinkige Weine ergibt die in kleinen Mengen von 550 Gramm pro Quadratmeter geerntete Gamay auch in den Appellationen Beaujolais Villages und Beaujolais. Nicht «jamais Gamay» ist die Losung sondern «Gamay pour toujours».
Mit 9’000 bis 13’000 Stöcken pro Hektar ist die Pflanzdichte im Beaujolais weltweit eine der höchsten.
Viele davon sind als Gobelet erzogen, bei dem drei oder vier Zweige an einem Stickel zusammengebunden sind. Etliche Rebstöcke sind kaum hüfthoch. Gelesen wird von Hand, denn die traditionelle Weinbereitung im Beaujolais erfordert ganze Trauben. Auch dies ist eine Besonderheit. Bei der sogenannten Kohlensäuremaischung (Macération carbonique) werden die ganzen Trauben in den Gärbehälter gelegt. Das Gewicht quetscht die untersten 10 bis 30 Prozent des Traubenguts und der Most beginnt zu gären. Nach und nach steigt die Kohlensäure, ein Nebenprodukt der Gärung, und bei den obersten Trauben gärt der Saft in den Beeren. Dabei entstehen für den Beaujolais typische Aromen von reifen Birnen und Bananen.

Neue Anlagen werden heute auf Drahtrahmen gezogen. Zunehmend keltern Winzer ihre Weine nach Burgunder Vorbild. Das heisst, sie entrappen die Beeren und lassen die Weine in Barriques, mit einem geringen Neuholzanteil, oder traditionell in grossen Fässern reifen. Die Weinregion Beaujolais ist ein beliebtes Ausflugsziel, liegt in Wochenenddistanz zur Schweiz und bietet eine hochstehende Gastronomie.