Die Welt des Winzers
Unterschiede zwischen Bio-, biodynamischen und natürlichen Weinen
Bio-Wein, biodynamischer Wein und natürlicher Wein: Begriffe, die bei den Konsumenten in den letzten Jahren an immer mehr Bekanntheit erlangt haben. Wie unterscheiden sie sich, in Bezug auf die Erzeugung und den Vertrieb und vor welche Herausforderungen stellen sie den Winzer?
Was ist ein konventioneller Wein?
Vor der Erläuterung dieser drei Begriffe, sollte zuerst die konventionelle Weinbereitungsmethode nochmals aufgezeigt werden. Die konventionelle Weinbereitungsmethode bezeichnet die moderne Weinerzeugung, unter Anwendung von zahlreichen Verfahren und Zusätzen: Temperaturkontrolle bei der Weinbereitung, Umkehrosmose, Beigabe von Hefekulturen, Zucker, Schwefel…. Das Ziel ist es, einen stabilen Wein, ohne Mängel oder Defekte zu erzeugen, welcher dem vom Winzer gewünschten Weinstil genau entspricht. Die einzige Begrenzung dabei bildet die, im jeweiligen Land geltende Regelung. Beispielsweise wird in der Europäischen Union ein Höchstwert des Schwefelgehalts von 150 mg/L beim Rotwein und 200 mg/L beim Weisswein zugelassen.
Die Methoden der konventionellen Weinerzeugung sind nicht unbedingt als negativ zu erachten. Sie können durchaus qualitativ hochwertige Weine ergeben, die in Harmonie und mit Respekt vor der Umwelt erzeugt wurden. Wie immer geht es für den Hersteller in erster Linie darum, sinnvoll und vernünftig zu handeln.
Die bio-, biodynamische und natürliche Weinbereitungsmethoden sind im Hinblick auf manche Aspekte als Gegenpol zur herkömmlichen Weinbereitung entstanden. Betrachten wir jedes einzelne dieser Verfahren im Detail.
Was ist ein Bio-Wein?
Ein Bio-Wein, die Kurzform vom biologischen Wein, muss in erster Linie aus biologisch angebautem Traubengut erzeugt werden. Die Anbaumethoden eines biologischen Weinguts unterliegen dabei strengen Regelungen und sind von Zertifizierungsstellen, die von lokalen Behörden zugelassen werden (Bio Schweiz in der Schweiz sowie Ecocert in Europa beispielsweise) genauestens festgelegt. Der biologische Weinbau steht als Garant dafür, dass keine chemischen Behandlungsmethoden im Rebberg angewendet wurden. Unser eigens diesem Thema gewidmeter Artikel gibt Ihnen einen Einblick in die unterschiedlichen Ansätze im Weinbau.
Auf die Weinbereitung bezogen schreiben die Zertifizierungsstellen strengere Regeln vor, als dies bei der konventionellen Weinbereitung der Fall ist. Das Ziel liegt darin, mögliche Vorgehensweisen und Beigaben von Zusätzen zu kontrollieren, um Weine im Einklang mit Natur und mit Respekt zur Umwelt zu erzeugen, und gleichzeitig Exzesse sowie die Produktion von zu industriellen Weinen zu vermeiden. Beispielsweise wurde mit Ecocert die zulässige Gesamtschwefelmenge um 100 mg/L beim Rotwein und um 150 mg/L beim Weisswein reduziert.
Unsere Empfehlung: Château d’Aigueville
Das Château d’Aigueville ist ein Weingut im Herzen des Rhonetals, das aus 100 ha Rebbergen, 5 ha Olivenhainen und 15 ha Wald an einem Stück besteht und das für seinen biologischen Landbau Ecocert-zertifiziert wurde. Es ist das erste Weingut, das die Ursprungsbezeichnung Massif d’Uchaux zugesprochen erhielt, eine Region, die auf eine zweitausendjährige Weinbauvergangeheit zurückblickt und über eine aussergewöhnliche Biodiversität verfügt. Die dort angebauten und für ihre Region emblematischen Rebsorten sind Grenache, Syrah, Mourvèdre, Cinsault, Viognier, Roussanne… Das Château d’Aigueville erzeugt moderne Weine von unsagbarer Eleganz in Weiss, Rosé und Rot.
Was ist ein biodynamischer Wein?
Die Biodynamie beruht auf einer Philosophie, deren Grundlage auf Ideen von Rudolf Steiner, einem österreichischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, basiert. Sie besteht darin, das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen aller Bestandteile des Universums untereinander und der sie bestimmenden Zyklen zu berücksichtigen. Spezialisierte Organisationen reglementieren und zertifizieren biodynamische Weine; die bekanntesten unter ihnen sind Demeter und Biodyvin. Die festgelegten Regeln sind oftmals strenger als jene biologischer Weine, sowohl im Rebberg als auch im Keller. Um das Beispiel der hinzugefügten Schwefelmenge aufzugreifen, wird diese auf eine Dosis von 70 mg/L beim Rotwein sowie auf 90 mg/L beim Weisswein von der Demeter-Zertifikation eingeschränkt. Um dies noch weiter auszuführen, stellt Demeter eine detaillierte Vergleichstabelle zwischen Bio- und Demeter-Weinen auf.
Zahlreiche Winzer wenden die Grundsätze des biodynamischen Anbaus zwar an, ohne jedoch dafür zertifiziert zu sein. Die Verfahren sind gewiss von längerer Dauer und ausgesprochen kostenintensiv, dennoch aber lässt es den Winzern die Flexibilität, die biodynamische Anbaumethode in ihrer eigenen Interpretation und nach ihren eigenen Vorstellungen anzuwenden.
Unsere Empfehlung: Clos des Rennauds
Das nach biodynamischen Anbaumethoden kultivierte Weingut ist Clos des Rennauds ein kleiner Rebberg mit einer Fläche von 6’200m2 im Herzen des Chablais, im Kanton Waadt. Seit den 2000er Jahren werden dort drei Rebsorten angebaut: Chenin Blanc, Arvine und Riesling, die wiederum drei ausdrucksstarke und aromatische Cuvées ergeben.
Was ist ein natürlicher Wein?
Im Allgemeinen handelt es sich beim natürlichen Wein, auch Naturwein genannt, um einen Wein, der mit so wenigen Eingriffen von Aussen wie möglich, vom Weinberg bis zur Flaschenabfüllung erzeugt wird. Es ist somit eine noch engagiertere Herangehensweise als es beim Bio- oder gar dem biodynamischen Ansatz der Fall ist. Noch gibt es jedoch keine offizielle, gesetzliche Regelung für den Begriff eines natürlichen Weins, d.h. die Verfahrensmethoden können sich von einem Winzer zum anderen wesentlich unterscheiden. Verschiedene Organisationen definieren nach und nach Erzeugungs-Pflichtenhefte.
Beispielsweise legt die Gewerkschaft zur Verteidigung natürlicher Weine seit 2019 die Nutzung der Terminologie « Wein Natur-Methode », mit folgenden Einschränkungen, fest:
• Zertifizierter Bio- oder biodynamischer Wein
• Ausschliesslich manuelle Traubenlese
• Verwendung heimischer Hefe
• Keine Zusatzstoffe (ausser einer Höchstmenge von 30 mg/l Schwefel).
Unsere Empfehlung: « Près Roc » Pet Nat
« Près Roc » Pét Nat ist ein fruchtiger und erfrischender Schaumwein, erzeugt aus Chasselas-Trauben der Rebgärten von Yvorne. Er wird gemäss einer althergebrachten natürlichen Weinbereitungsmethode hergestellt: Der Wein durchläuft eine spontane Gärung in der Flasche, die ihm seine feine Perlage verleiht (detaillierte Beschreibung dieser Methode kann hier nachgeschlagen werden). Es findet kein Hinzufügen von Zusatzstoffen statt, die Cuvée bleibt ohne Beigabe von Sulfiten und unfiltriert.
Abschliessend ist es von Bedeutung zu erwähnen, dass ein Produzent sehr wohl einen umweltfreundlichen Ansatz verfolgen kann, ohne jedoch dabei zwingend ein Label auf seinen Flaschen anzubringen. Die Lösung für den Konsumenten? Sich für den Erzeuger interessieren und seine Herstellungs-Methoden kennen!